Hof des Stifts St. Simeon von Trier
Im Jahre 1042 wurde vom Trierer Erzbischof Poppo (1016 - 1047) das Trierer Kloster St. Simeon gegründet. Auch dieses Stift wurde von allen Seiten mit Dotationen und Schenkungen bedacht, und so bestätigte Kaiser Heinrich VI. (1140 - 1197) am 17. September 1 195 dem Stift seine Güter und Besitzungen in Enkirch 1.
Im Güterverzeichnis von 1699 hatte es außer dem großen Hofgebäude noch eine Zehntscheune zum Einlagern der Zehntabgaben wie Wein, Most, Getreide, Öl und Honig usw. (heute Haus Bollig). Der zu dem Hof gehörige Garten ist heute die Gärtnerei Pfaul. Die Weinberge werden mit 716 1/2 Ruten angegeben, die in 66 Parzellen verteilt, zum größten Teil im Steffensberg lagen. 1797 waren es 9800 Weinstöcke, die zu einem Drittel des Ertrages als Lehen angegeben waren.
Von diesem Hof hat sich das Gedingbuch ab 1740 erhalten, welches uns interessante Aufzeichnungen jener Zeit bringt (vorhanden im LHK). Das Geding war die Zusammenkunft aller Lehensleute eines Gutes an einem bestimmten Tag unter der Leitung des vereidigten Dingvogtes. Hier war es der zweite Montag nach Trinitatis. Heute würde man dies als „Generalversammlung" bezeichnen. Zuerst versammelte man sich zur festgesetzten Zeit auf dem Marktplatz und ging zusammen hinaus, um die Weingärten zu besichtigen. Gefundene Mängel wurden festgestellt und gerügt, bis Besserung versprochen war. Bei dreimaliger Rüge konnte bereits das Lehen entzogen werden. Somit war ein jeder froh, ohne Rüge davongekommen zu sein. Nach diesem Rundgang traf man sich im Hofgebäude. Hier wurden die Lehensleute mit Käse, Brot und Wein, wie er gewachsen war, bewirtet und alle vorliegenden Probleme besprochen. Der eine sollte mehr ausflicken, der andere bessere Pfähle stellen usw. Mindestens jedes siebte Jahr mußte gemistet werden, dafür brauchte er in diesem Jahr keine Trauben abzuliefern.
Wer dem Gedingtag ohne Grund fernblieb, mußte als Strafe einen Sester Wein liefern. Ein Lehnsmann wurde mit einer Strafe von drei Sester Wein belegt, weil er die geernteten Trauben zuerst nach Hause getragen hatte. Zuerst mußte man im Hof erscheinen, wo vom Hofmann das dem Stift zustehende Drittel abgewogen wurde. Ein anderer wurde 1764 mit zwei Sester Strafwein belegt, weil er sich beim Geding am Wein übernommen hatte und sich übergeben mußte.
Das letzte Geding des Stiftshofes war am 21. Juni 1802. Im Spätjahr 1803 sind die französischen Revolutionstruppen in Enkirch einmarschiert. Am 10. Floreal III Jahres (29. April 1795) bestimmte die Kantonsverwaltung die Municipalbeamten (Gemeindebeamten): I Maire, II Adjunkt und Municipal-räte. Im Frieden von Campo Formio (17. Oktober 1797) gestattete Kaiser Franz II. die Besetzung des linken Rheinufers von Basel bis zur Nette bei Andernach durch Fankreich. Im Frieden von Luneville (9. Februar 1801) fiel das gesamte linke Rheinufer an Frankreich und wurde Mutterland. Generalkommissar Rüdler erließ das Gesetz vom 21. Frimaire IV Jahres (11. Dezember 1797), daß alle Feudalabgaben und Zehnten eingestellt wurden, und mit den französischen Gesetzen vom 17. Juli 1793 wurde die Säkularisation eingeführt.2 Auch dieser Stiftshof St. Simeon fiel darunter und wurde am 21. Mai 1804 nach Abbrennen von zwei Kerzen für 310 Franken in Koblenz versteigert. Ansteigerer war der Winzer Johann Daniel Caspari aus Enkirch. 1840 ist dieser Hof an eine Familie Bauer veräußert worden und kam durch Erbschaft an die noch heute darin wohnende Familie Schütz.
1 MUB II, Nr. 141, S. 183.
2 Anm. des Verfassers:
Mit Gesetz vom 25. November 1802 und einer Verbesserung vom 24. Januar 1803 wurde die Nationalgüterversteigerung in den besetzten Gebieten veröffentlicht:
I Enteignung der als Emigranten bekannten Personen;
II Die Güter der geistlichen Korporationen;
III Die Ritterorden und der adligen Stände.
Der Zuschlag erfolgte beim Erlöschen von kleinen Wachskerzen mit einer Brenndauer von ca. 4-6 Minuten.
Ein zu versteigerndes Objekt mußte solange angeboten werden, bis mindestens 3 Kerzen abgebrannt waren. Der Zuschlag war erst bindend, als die letzte Kerze abgebrannt war.
An 218 Versteigerungstagen vom 16. Mai 1803 bis zum 22. Oktober wurden 2668 Objekte versteigert. Im Arrondissement Koblenz, zu dem wir gehörten, gingen rund 8000 ha Acker und Wiesen und Weinbergsland mit diesen Versteigerungen in Privat besitz über.