Schmidburger Hof
Dieses Haus wird in Urkunden „Das Haus am Graben" genannt. Das erste gesicherte Vorkommen des Namens ist „Giselbert", der nachweislich von 1263 bis 1270 Burgmann zu Schmidburg war und nach den Sitten dieser Zeit den Namen der Burg annahm. Im Wappen führen sie einen sogenannten Ring, auch als Schnalle zu bezeichnen mit einem an jeder Ecke eingesetzten Rubin. Genau dieses Wappen haben, wenn auch jedesmal in anderen Farbnuancen, die Familien Heinzenberg, von Holfeld, von Bollenbach und von Sitters. Ein Zeichen, daß diese ganzen Familien einen gemeinsamen Ursprung haben.
Dieser Burgmann Giselbert nahm eben den Namen seiner Burg an. Als Schmidburg taucht sie zum erstenmal in einer Trierer Urkunde des Erzbischofs Egilbert auf. Sie war damals im Besitz der Wildgrafen1. Am Abend des Allerheiligentages 1324 ist ein Vertrag zwischen Bischof Balduin von Trier und Wildgraf Heinrich über den Verkauf des Schlosses „mit allen Burgmannen und was die Burglehen von ihm haben", für die Summe von „400 Pfund Heller als Erb und Eigentum" ausgestellt worden. Ein Nicolaus von Schmidburg (1328-1382), gewöhnlich Claes genannt, war im Jahre 1328 Burgmann auf Starkenburg in Diensten der Gräfin Loretta von Sponheim. Er wirkte bei der bekannten Gefangennahme des Kurfürsten und Erzbischofs Balduin von Trier im Jahre 1328 mit. Er mußte sich deshalb, wie sein mitstreitender Volker von Starkenburg der erniedrigenden Sühne unterziehen, wie sie am 4. Mai 1330 vom Papst Johannes XXII. dem Bischof von Lüttich als Überwacher der Durchführung vorgeschrieben wurde. 1333, im selben Jahr wie mit den Wildbergern, fertigte der junge Graf Johann III. auch mit den Schmidburgern einen Lehensvertrag. Somit wird die Vermutung bestätigt, daß dies die Erneuerung eines alten Vertrages bei Herrscherwechsel war. Jener Claes von Schmidburg war seit 1337 Kurtrierischer Burgmann auf der Schmidburg.
Friedrich von Schmidburg, ein Seitenzweig, heiratete Loretta von Oeren und übernahm nach deren Vaters Tod 1355 dessen vakant gewordenes Amt als Trierischer Erbschenk. Dieser Zweig der Familie, der alle anderen überlebte, führte fortan den Beinamen Schenk von Schmidburg bis zum Einmarsch der französischen Truppen 1793. Der Schmidburger Hof in Enkirch war 1432 im Besitz der Braun von Schmidburg. Friedrich Schenk von Schmidburg (1458-1538) wurde am 28. Oktober 1487 zum Amtmann der Schmidburg bestellt. Er kaufte am 9. Februar 1514 die spätere Stammburg in Gemünden von dem Kurfürsten und den Pfalzgrafen von Simmern, da die Schmidburg trierisches Lehen war und später den Kratz von Scharffenstein als Amtssitz diente. Sie wurde 1688 von den Franzosen gesprengt und nie wieder aufgebaut. Sein Sohn, ebenfalls Friedrich Schenk von Schmidburg, geboren 1529, wurde nach einigen Amtmannstellungen 1566 Oberamtmann in Trarbach und starb dort am 20. April 1567. Sein Grabmal wurde von Johann von Trarbach gefertigt und befindet sich in der Kirche zu Gemünden. Er nannte sich Herr von Gemünden.
Eine Appolonia von Schmidburg, geboren 1554 und gestorben 1625, war die Mutter des Hans Michel Obentraut von Stromberg, der als Deutscher Michel in die Geschichte einging.
Die Familien von Schmidburg, Wildberg und Kratz von Scharffenstein heirateten laufend untereinander, und so kommt es, daß das Hofhaus der Schmidburger am Graben 1549 durch Erbschaft an Haugh von Wildberg kam. Nicolaus Schenk von Schmidburg (1585- 1650) war bis 1619 Kammerjunker beim Kurfürsten Friedrich V. von Pfalz-Simmern, dem Mitauslöser des 30jährigen Krieges. Als der Krieg für seinen Herrn verloren war, konvertierte er zum katholischen Glauben; er wurde während der spanischen Besetzung (1620—1632) Oberamtmann in Trarbach und blieb danach in Trierischen Diensten2. Nach dem Ableben von Philipp Joachim und Adolf Hartmann von Wildberg war das Lehen heimgefallen und wurde am 13. Mai 1672 an Wolfgang Ernst Schenk von Schmidburg nebst Brüdern neu verliehen. Dabei ging auch der den Wildbergern als Lehen zur Nutzung gegebene Graben mit dem Grabpfuhl an die Schmidburger über. 1706 erwarben sie noch die an Koppenstein vererbten Güter zurück.
Bei der Erbteilung der Schmidburger am 30. November 1756 erhielt Damian Hugo Kasimir Philipp Josef das Schloß zu Iben bei Alzey und den Hof zu Enkirch. Geboren war jener Damian am 24. August 1721 und war dann von 1747 bis 1757 Domherr in Speyer, dazu 1745 Kämmerer und wirklicher Geheimrat zu Mainz und Trier und seit 1776 Burggraf und Ritterhauptmann vom Oberrhein. Als Domherr resignierte er und hat sich dann noch dreimal verheiratet.
Als letzter Erbschenk, der noch vom Kurfürsten Klemens Wenzeslaus (1768 - 1792) am 21. Oktober 1783 mit diesem Titel belehnt wurde, starb er am 9. November 1809 kinderlos in Eltville. Sein Grenzstein mit den Initialen D v S (Damian von Schmidburg) steht noch in sehr angegriffenem Zustand am Hause Spier-Niedersberg. Er wäre erhaltenswert! Da Damian keine Erben hinterließ, gab er seinem Bruder 1796 seinen gesamten Besitz ab. Die Schmidburger haben nie in dem Enkircher Hofhaus gewohnt. Die Vermutung, daß auch von ihrem Geschlecht Glieder in der Kirche Grabgelege hatten, ist nicht zu beweisen.
Der neue Besitzer, Baron von Schmidburg aus Eltville, hat am 25. November 1806 seine ganzen Enkircher Besitzungen mit dem Hofhaus und dem in einzelne Parzellen zerlegten Graben verkauft. Da er Einzelbesitzer war, wurden seine Güter nicht vom französischen Staat säkularisiert. Die ganzen Versteigerungsprotokolle mußten in die französische Sprache übersetzt werden und sind noch erhalten.
Der letzte Hofmann war Anton Bretz, der den Heidenhof erwarb. Das Schmidburger Hofhaus wurde von dem Leiendecker Heinrich Spier für 350 Taler erworben. Der mitveräußerte Grabphuhl im Tampengarten, der in 13 Einzelparzellen zerlegt wurde, erbrachte 1880 Taler und 36 Albus.
1 MRVB Bd. I, W380
2 Wissenschaftl. Predigerverein, Heft 46, Tübingen.