Oberer Sponheimer Hof
Bereits im Jahre 1125 hatten unsere ehemaligen Sponheimer Landesherren Besitzungen in Enkirch. Ihre Güter mit den Weinhöfen wurden zum Teil an Vasallen und befreundete Ritterfamilien als Lehen ausgegeben und auch von diesen später als Eigentum erworben. Zwei Weinhöfe, die beide in Erbpacht ausgegeben waren, blieben nach dem Aussterben der Sponheimer 1437 in gemeinsamer Verwaltung der sponheimischen Erben Baden und Zweibrücken. Ab 1584 bis 1717 wurden die Enkircher Besitzungen von Birkenfeld aus verwaltet. Der als Oberer Hof bezeichnete Weinhof lag am Wochenmarkt und konnte an Hand der Häuserliste von 1725 genau lokalisiert werden. Seit dem Jahre 1367 sind die sponheimischen Vasallen Ritter Hausten von Ulmen mit diesem Hof belehnt gewesen. Im Enkircher Schöffenbuch ist 1513 notiert: „Stück in dem Spieß, zu dem der Hausten von Ulmen zu Dorf leit."
Das Geschlecht ist 1640 ausgestorben, und bereits im März desselben Jahres richtete der Birkenfeldische Rat Petrus Molitor an seinen Herrn, den Pfalzgrafen des Hauses Birkenfeld, Georg Wilhelm (1600 - 1669) das Ersuchen, ihm das durch Aussterben der Hausten von Ulmen frei gewordene Lehen zu überlassen. Die Verhandlungen mit dem Badischen Mitregenten dauerten sehr lange, und erst am 4. Mai 1652 wurde Molitor auf vier Generationen männlicher und weiblicher Folge damit belehnt.
Über das vom Fürsten Georg Wilhelm angeordnete Friedensfest am 16. Mai 1652, bei dem alle Einwohner Enkirchs am Abendmahl teilnehmen mußten, gibt es folgende Eintragung:
„Communicanten uff das verordnete Dankfest, welches wegen des langgewünschten Friedens zu Münster, so geschlossen worden und angestalt war Ihr Fürstl. Gnaden zu Birkenfeld in diesem Amt (Enkirch) zu halten Anno 1652 den 16. Mai, so gebeichtet und Communiciert haben (Anno 1648 dem 28. Oktober ist der Frieden zu Münster geschlossen worden)." Ein früherer Termin für das Friedensfest wäre nicht möglich gewesen, da 1651 noch Scharen lothringischer Soldaten plündernd und sengend durch unsere Lande zogen bis so viel Geld zusammen war, um die durch den langen Krieg verwilderte „Soldadeska" entlassen zu können. Als erster Communikant und höchste Persönlichkeit des Ortes Enkirch erschien „Herr Hofrath zu Birkenfeld Herr Peter Molitor Pfalz-Birkenfeldischer Rat".
Somit hatte er bereits sein neues Domizil in Enkirch bewohnt. Er lieh der Gemeinde am 27. April 1660 500 Reichstaler zu 4 Prozent Zinsen. Der 30jährige Krieg war also auch bei den Kommunen noch nicht verkraftet.
Lassen wir hier einen kurzen Lebensablauf dieses interessanten Mannes Peter Molitor folgen:
Nach seinem Wappen und Namen zu urteilen, entstammt er einer Müllersfamilie. Wo er geboren wurde, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Zu Anfang der 1630er Jahre arbeitete er noch als Kanzleibediensteter in Birkenfeld. Im Jahre 1634 war er schon Erzieher des damals neunjährigen Pfalzgrafensprößlings Karl Otto, der 1669-1671 Nachfolger seines Vaters wurde. Molitor, durch Reisen mit dem Fürsten und dem jungen Prinzen weltgewandt geworden, war bei oft schwierigen Verhandlungen, die der lange Krieg notwendig machte, zugegen. Er stieg zum Rat und später zum Hofrat auf. Er war zweimal verheiratet, aber die Familiennamen der Frauen konnte man bisher nicht ergründen. Molitor ist im August 1669 verstorben, ohne daß darüber eine Eintragung im Kirchenbuch zu finden ist. Am Abendmahl hatte er noch am 21. März 1669 teilgenommen. So muß man vermuten, daß er an anderer Stelle gestorben ist und auch dort begraben wurde. Der Tod dieser hochgestellten Persönlichkeit muß die Enkircher sehr bewegt haben. Davon zeugt der wunderbare Barockepitaph, der sich noch heute in der evangelischen Kirche zu Enkirch befindet und der als besonderes Kleinod künstlerischer Arbeit der damaligen Zeit gilt. Betend steht er unter dem am Kreuze hängenden Christus. Im Hintergrund eine imaginäre orientalische Stadt, vermutlich Jerusalem darstellend. Die Wappen seiner beiden Frauen sind mit Magdalene D und Katharina R angegeben, auch hieraus ließ sich bisher der Familienname der Frauen nicht ergründen. Sein Sohn Georg Wilhelm (wie der Name seines Fürsten) ist in jungen Jahren gestorben. Das Lehen Molitor vererbte sich auf die jüngste Tochter Elisabeth Juliana, die den Birkenfeldischen Rat und Licentiat Caspar Zillesius am 21. November 1665 heiratete, der aus Wolf gebürtig war. Seine Takenplatte befindet sich in der Rats Weinstube, er schrieb die Sponheimische Geschichte. Zillesius verstarb am 17. November 1686 kinderlos. Seine Witwe heiratete zum zweitenmal am 7. Januar 1688 in Trarbach den Fürstlich-Sponheimischen Rat zu Rappoltsweiler Karl Ludwig Ehrentraut. Das Lehen ging auf ihn über. Der Hof hieß später Ehrentrautscher Hof.
Dieser Zweibrückische Rat war in Meisenheim tätig, wo auch seine Frau am 9. April 1713 im Alter von 64 Jahren verstarb. Das einzige Kind aus dieser Ehe verstarb nach dreijährigem Siechtum am 1. November 1702 in Meisenheim, nicht ganz 14 Jahre alt. Zu seinem Gedächtnis ließen die Eltern in der evangelischen Kirche zu Enkirch eine schwarze Marmortafel mit lateinischer Inschrift anbringen, die heute noch erhalten ist. Das Lehen fiel an die Herrschaft zurück.
Im Kellereibuch des Oberamtes Trarbach von 1783 ist der Hof folgendermaßen beschrieben:
„Haus und Garten zu Geld Zins verliehen. Die 16 Güter Stöcke nebst 6000 Rebstöcken in 4 Teile halbe Trauben gegen Zehnten und neunteltrauben in Erbbestand vergeben. Dazu 15 000 Weinstöcke an Lehnsleute vergeben. Die 4 Erbbeständer und Lehensleute sind einem Dingvogt und einem Aufseher untergeben. Keller und Kelterhaus war für die Herrschaft abgetrennt. Dieses Kelterhaus drohte 1783 alters wegen einzustürzen zur Gefahr des Nachbarn. Es könnt nicht unter 400 florin instand gesetzt werden. Der Keller faßt 7 Fuder Wein."
Nach dem Güterverzeichnis von 1699 gehörten zu diesem Hofe als Lehen 61 Parzellen mit 520 3/4 Ruten Weinbergsland. Dazu kamen 19 1/2 Quart Wein aus 85 Ruten Weinbergsland, 68 Quart Wein aus Feldern im Holweg und Artschel sowie 1/2 Quart Öl. Im Jahr 1797 umfaßten alle Lehen 10 700 Weinstöcke.
Wie alle Feudalgüter wurde auch dieser Hof säkularisiert und von den Lehnsleuten nach den vom französischen Staat festgesetzten Kaufpreisen übernommen.