Aus dem Jahre 908 n. Chr., also nur rund 175 Jahre nach der uns bekannten ersten urkundlichen Erwähnung Enkirchs, und zwar genau vom 11. Februar, stammt eine königliche Schenkungsurkunde1 von Ludwig IV. (das Kind). Er wurde am 4. Februar 900 im Alter von sechs Jahren, als letzter der Karolinger, König des Ostreiches. Daher gab man ihm den Beinamen „das Kind".

Ludwig wurde als königliches Waisenkind vom Bischof von Mainz im Sinne der Kirche erzogen und zu großzügigen Schenkungen und Dotationen angehalten. Am 11. Februar 908 schenkte er die Kirche zu Enkirch mit mindestens zwei Höfen, Weinbergen, Ländereien und Leibeigenen dem Bischof Rathpod von Trier.

Der aus dem Lateinischen übersetzte Text lautet2:
„Im Namen Gottes, der heiligen Dreieinigkeit und der einzigen Gottheit, Ludwig, König von himmlisch weihender Milde.
Wie oft schenken wir wohlwollend das hervorragende königliche Gehör unserer Dienerschaft, der treu ergebenen, durch Eintreten gewisser unserer Vornehmsten und durch die Bitten der übrigen Treuen. Wir bemerken, daß es würdig sein werde, wenn sie herzlich in der Treue zu uns vorankommen.
Es zeigen sich unablässig durch alle Wechselfälle dieses Jahrhunderts der Reihe nach Stützen und taugliche Helfer des Dienstes an unserem Königtum. Deshalb soll es allen gegenwärtigen und zukünftigen Treuen des christlichen Glaubens bekannt sein, immer wenn unsere Vornehmen einschreiten. Daher haben wir auf Fürsprache der hervorragenden Würdenträger Hatto und Adalbert sowie Salomon dem Erzbischof der Stadt Trier Rathpod gewisse Sachen unseres Besitzes übertragen, die bisher Rothard durch unsere Wohltat im Dorf Ankaracha zu haben schien. Um aber einer Bitte der Vorbelehnten nachzugeben, würden wir meinen, daß der Besitz durch unser Königtum jedenfalls gesichert und gefestigt sein soll.
Wir haben befohlen durch gemeinsame Übereinstimmung unserer Treuen, daß gegenwärtig von unserer Kraft geschützt werden die vorher genannten Sachwerte, die in dem Dorf Ankaracha und in der Umgebung liegen. Diese hatte der vorher genannte Rothard. Und wir haben erfahren, daß sie durch seine Nachlässigkeit verkommen sind.
Wir übertragen dem schon erwähnten Erzbischof Rathpod die Besitztümer zum Eigentum von dauerhaftem Besitz; nämlich die Kirche mit der herrenlosen Wohnung, die übrigen Wohnungen, Häuser, Weinberge, Felder, Wiesen, Weiden, Wälder, Gewässer, Wasserläufe, Bewegliches und Unbewegliches, Straßen, Ausgänge und Zufluchtstätten, Gesuchtes und zu Erforschendes und die Sklaven (Leibeigene) beiderlei Geschlechts.
Selbstverständlich pflichten wir in der Haltungsweise bei, daß was auch immer er aus ihnen machen will, das heißt behalten, schenken, verkaufen und vertauschen, in Gottes Namen frei in seinem Belieben steht.
Die gegenwärtige Gültigkeit unserer Schenkung soll im Laufe der folgenden Jahre für wahr und von uns gegeben gehalten werden und möglichst sorgfältig beachtet werden. Mit eigener Hand haben wir es unten bekräftigt, und wir haben befohlen, daß es durch das Eindrücken unseres Siegels kenntlich gemacht wird.
Das Zeichen des Herrn Ludwig, des sehr heiteren Königs.

Theodolf, als Schreiber an Stelle des Erzbischofs und des höchsten Kanzlers Rathpod, habe ich es wiedererkannt und unterschrieben.
11. Februar im Jahr 908 nach Christi Geburt. In der 11. Ankündigung. Im 9. Jahr des Königtums des Herrn Ludwig.
Geschehen in Frankfurt. In Gottes Namen glücklich. Amen."

Diese große königliche Schenkung mit der Kirche zu Enkirch, den vielen Weinbergen, Höfen und Ländereien, mit Kirchensatz und Zehnten, dazu Güter in Raversbeuren war um 1300 trierisches Burglehen des Gerhard von Esch. In Fell war Udo von Esch um 1200 bereits mit Patronat und Zehntrecht belehnt, so daß man annehmen darf, daß auch Enkirch bereits damals an einen Zweig der Familie Esch ausgegeben war, zumal Gerhard von Esch schon 1153-1192 Trierischer Ministeriale war. Zu dem Enkircher Lehen gehörte die „Kollatur", das heißt, der Belehnte konnte seine übernommenen Güter als Afterlehen weitergeben, was auch getan wurde. Die Freiherrn von Esch stammen von der längst verfallenen Oberburg des Ortes Esch auf dem linken Ufer der Salm unweit Wengerohr. Zu dem Enkircher Hofhaus, der „Escheburg", gehörte außer einem großen Weinbergbesitz im „St. Stephansberg", den heutigen Eschewingerten, das „Madel", eine große Wiese und ein Baumplatz vor dem Ort, also außerhalb der Befestigungsmauer.
Dieses Gelände besaß 1306 der bekannte Starkenburger Ritter Volker von Starkenburg, Ahnherr der Wildberger und Scharffensteiner, denn 1347 heißt es: „Das Madel das Volker von Starkenburg Ritter daselbst besessen erhält der Ritter Haugh von Wildberg, dazu ein Mannwerk Weinberge am Berg des St. Stephan! sowie 2 Mannwerke Weinberge in Burg. Alle Zehnten von Enkirch erhält Johann von Daun." Damit war auch der Stephans-Altar, der dem Berg den Namen gab, dotiert. Die Kollatur der Kirche hatte Gerhard von Esch. Im Schöffenbuch heißt es 1490: „Scheuben Johann soll ein Zugang han in das obige Hofgut hinter dem Thorm bei Haller" (von Esch).
Am 23. September 1558 wird zum letztenmal ein „von Esch" von Trier aus belehnt. Das Geschlecht ist später ausgestorben, und das nach Trier heimgefallene Lehen wurde an die „von der Leyen" neu vergeben. Diese waren ein altes trierisches Ministerialengeschlecht mit ihrem Burghaus in Gondorf an der Mosel. Das neue Lehen umfaßte das Wohnhaus, die Escheburg, und einen kleinen Teil der ehemals zugehörigen Weinberge. Die Eschewingerte wurden vom kurtrierischen Hofe mitgebaut und auch von dort aus verwaltet.
Im Kellereibuch des Oberamtes steht wie folgt geschrieben: „Dem Kurtrierischen Hof ist auch das Eschelehen unterstellt, welches sein eigenes Geding, Dingvogt Geding Tag und Wein hat. Die 195 1/2 Reichsthaler (Einheitswert) woraus es besteht, enthalten 5600 Stöcke welche Halbtrauben geben (geringere Weinberge gaben nur 1/3 bis 1/4 vom Ertrag). Dazu gehören 43 1/4 Reichsthaler Hilfs Güter. Das Geding wird im Hof gehalten. Der Dingvogt bekommt 30 Kreutzer, die Lehnsleute 1 Gulden und 20 Kreutzer zu verzehren."
Das Eschelehen ging 1783 ebenfalls in den Besitz der Zweibrücker Landesherren über. Nach der Säkularisation wurde es wie die beiden anderen herrschaftlichen Höfe in Koblenz versteigert und ging in den Besitz eines Pfarrers Franz über. Heute beherbergt es das Weingut Immich-Batterieberg.

1 MUB I Nr.152 S. 216.
2 Die Übersetzung besorgte Heiner Pönnighaus, dem hierfür gedankt sei.