Die Pfarrei Enkirch wurde von merowingischen Frankenkönigen gegründet und mit Weinbergen und Gütern als königliches Lehen ausgegeben. Im 8. Jahrhundert besass sie ein gewisser Ruthard. 908 schenkte sie Kaiser Ludwig iV. dem Erzbischof Ratbod v. Trier.

Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Teile der Kirche. Sie steht auf einem natürlichen Plateau auf halber Höhe oberhalb des Unterdorfs. An dieser Stelle findet man die ältesten Besiedlungsspuren Enkirchs; hier befand sich vermutlich schon in vorchristlicher Zeit ein keltisches Heiligtum.

Sowohl von aussen als auch im Innern ist zu erkennen, dass dieses Gebäude nicht in einem Stück entstanden ist. Die verschachtelten Dächer, die verschiedenen Fenster, die unterschiedlichen Gewölbe und die plötzlich abbrechenden Streben weisen auf die verschiedenen Bauabschnitte hin. Über 800 Jahre hinweg ist diese Kirche gewachsen, immer wieder umgebaut, erweitert und verändert worden.

Der älteste Teil sind die Grundmauern des mittleren Chorraums aus den Jahren vor 908. Diese älteste aus den gefundenen Fundamenten zu rekonstruierende Kirche hatte nur die Breite des Chorraums und reichte in der Länge bis zum Anfang der heutigen Empore.

Diese ursprüngliche Kirche bekam im Lauf der Jahrhunderte durch immer neue Umbauten zunächst einen annähernd quadratischen Grundriss. Aus dem 14. Jahrhundert stammt der linke Chorraum, aus dem Ende des 15. Jahrhunderts das Zwischengewölbe, das die gesamte Breite des Kirchenschiffs überspannt. Im 16. Jahrhundert wurde der rechte Chorraum angefügt.

Vor dem Dreissigjährigen Krieg war das alte Kirchenschiff, aber besonders der alte hölzerne Kirchturm, der sich zu jener Zeit in der Mitte des Kirchenschiffs befand, marode und baufällig und musste abgerissen werden. Der neue Kirchturm wurde westlich des Kirchenschiffs errichtet und 1617 fertiggestellt. Infolge des Dreissigjährigen Krieges wurde das neue mit einem Fachwerk-Tonnengewölbe eingewölbte Schiff erst im Jahr 1719 erbaut. Schon damals wurde die große tribünenartige Empore in der Tradition evangelischer Predigtkirchen errichtet.
Eine Schieferleye ist 1980 bei Dachreparaturen gefunden worden. Sie hing an der höchsten Spitze des Turmes und war von dem damaligen Dachdecker Johannes Gläser signiert worden. Sie hatte also schon 362 Jahre bei Wind und Wetter auf der Turmspitze ausgehalten.
Der massiv gemauerte Turmschaft  ist etwa 21 Meter hoch. Die darüber aufgebaute Holzkonstruktion zur Aufnahme des Turmdaches hat eine Höhe von 24,05m. Die Höhe des Kreuzes einschließlich des Hahns beträgt 3,65m. Daraus ergibt sich eine Gesamthöhe des Turms von etwa 49 Meter.
Da es sich bei dieser Kirche um eine Wehrkirche handelt, sind in dem Turmteil im Bereich des Erdgeschosses in einer Höhe von 2,50m nach Süden und Westen hin, zwei Schießscharten eingebaut. Darüber befinden sich (an der Süd-, West- und Ostseite) je ein Rundbogenfenster unterhalb des Gurtgesims und oberhalb des Gesims, aber nur an der Süd- und der Westseite nochmals ein Rundbogenfenster. Darüber im Bereich der Glocken­stube sind an allen vier Turmseiten zwei nebeneinander liegende Rundbogenfenster eingelassen, die als Schallöffnung für das Glockengeläut dienen. Diese Fenster wurden 1992 erneuert, wobei darauf geachtet wurde, die Holzlamellen gemäß den Richtlinien für die Schallabstrahlung auszurichten. Unterhalb dieser Fenster ist die große Turmuhr aufgebaut mit den Zifferblättern auf der Ostseite (Oberdorf) und Westseite (Mosel). Die Welle, die die Zeiger bewegt, läuft quer durch das Turmzimmer und ist ca. 8m lang.

Die Glocken
Im Turm befinden sich drei Glocken, die 2023 allesamt renoviert wurden.
Die größte ist die sog. Gemeindeglocke und stammt aus dem Jahr 1472, ist 1.100 kg schwer und hat einen Durchmesser von 1,18 m. Die mittlere, die Mittagsglocke, stammt wohl ebenfalls noch aus dem 15. Jahrhundert, wiegt 658 kg und hat einen Durchmesser von 1,02 m. Die dritte Glocke ist erheblich jünger. Sie wurde im Jahr 1851 in Saarburg gegossen und 1922 von der Evangelischen Kirche in Veldenz erworben als Ersatz für zwei im Ersten Weltkrieg eingeschmolzene Glocken.

Gedenkstein
Bis zur Renovierung der Kirche in den 1960er Jahren war noch eine Tafel mit Inschrift am Sockel des Turms sichtbar. Man vermutete, dass es sich um einen Gedenkstein zur Errichtung des Turms handelte, da die Jahreszahl 1618 erkennbar war. Die Inschrift lautete:
S Q TRANSITIS NO
MEMOR E VELITIS
QOT SVMVS HOC ERIT
VIMVS QUANDOQ Q

Mit Hilfe von Herrn Dr. Rüdiger Fuchs von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, einem kundigen Fachmann, konnte die Inschrift entziffert und gedeutet werden.

VOS QUI TRANSITIS NOSTRI
MEMORERE VELITIS
QUOD SUMUS HOC ERITIS
FUIMUS QUANDOQUE QUOD ESTIS
Die ihr vorübergeht,
wollet euch uns erinnern.
Was wir sind, werdet ihr sein
wir waren einst, was ihr seid.

In seiner Deutung weißt Dr. Fuchs darauf hin, dass der identische Text in dieser Art aus der Zeit Ende des 16. Jahrhunderts aus anderen Landesteilen als Inschrift von Grabsteinen bekannt sei.
Wie kam dieser Stein also in den Turm? Es könnte vielleicht so gewesen sein:
Als die Enkircher anno 1618 mit dem teuren Bau des Kirchturms begannen, nahm man dankbar auch einige alte Grabsteine von früheren Grabstätten auf dem Friedhof. Diese Steine waren kostenlos, bereits rechteckig zugehauen - und sie lagen praktisch schon auf der Baustelle, denn der Friedhof umgab ja früher die Kirche.
Der alte Stein mit der oben entschlüsselten Inschrift wurde dabei bewusst an prominenter Stelle eingemauert über dem Fundamentabsatz, also gerade in Augenhöhe.

Die Kirchengemeinde entschloss sich in Gedenken an den alten Stein wieder eine Tafel mit dieser Inschrift anfertigen zu lassen und an gleicher Stelle anzubringen. Sie wurde zum "Tag des offenen Denkmals", am 8. September 2024 enthüllt.

Der "jüngste" Bauteil der Kirche ist die in den Jahren1754 bis 1761 von den Gebrüdern Stumm aus Rhaunen gebaute zweimanualige Orgel. Da der Platz innerhalb der Kirche für den Blasebalg der Orgel nicht ausreichte, wurde aussen an die Kirche über dem seitlichen Eingang das sogenannte "Balghäuschen" angebaut, das bis heute eine einmalig architektonische Besonderheit dieser Kirche darstellt.

Die Orgelbaufirma erhielt damals für die Herstellung der Orgel laut Vertrag 800 Reichsthaler und je ein Fuder (also rund 1000 Liter) Wein der Jahrgänge 1754 und 1755. In einem Nachtrag zum Vertrag, in dem noch Einzelheiten der Registrierung geregelt wurden, vereinbarte man auch, dass die Gemeinde ein Fuder 1756er Wein nachliefern müsse, da der 1755er von zu schlechter Qualität gewesen sei.

Bei der letzten grundlegenden Renovierung der Kirche Mitte der 1960er Jahre wurden Gestühl, Vertäfelungen und andere Einbauten des 19. Jahrunderts entfernt und der ursprüngliche Baukörper der Kirche wieder deutliche sichtbar gemacht. Zu dieser Zeit bekamen die Chorräume auch die figürlich gestalteten Fenster. Sie zeigen Szenen aus dem Neuen Testament und orientieren sich inhaltlich an den traditionellen liturgischen Funktionen der einzelnen Räume.

Im linken Chorraum, der seit dem 14. Jahrhundert Ort eines St. Johannes-Altars und Taufkapelle war, sieht man im Fenster die Taufe Christi; darüber Christus; der seine Jünger aussendet zu lehren und zu taufen; im Dreipass die Taube als Symbol des Heiligen Geistes.

Von den drei Fenstern des mittleren Chorraums zeigt das linke Geburt und Kreuzigung Christi (als zwei Hauptereignisse der Heilsgeschichte), oben im Dreipass symbolisch zusammengefasst durch das in die Krippe einzeichnete Kreuz.

Im mittleren Fenster sind drei Berufungsgeschichten dargestellt - von unten nach oben; die Berufung des Petrus (Lukasevangelium, Kap. 5), die Berufung  des Zöllners Zachäus (Lukasevangelium, Kap. 19) und die Berufung der samaritanischen Frau am Brunnen (Johannesevangelium, Kap. 4). Der Ruf Jesus Christi reicht immer weiter, über das Volk Israel hinaus in die Völkerwelt, bis er auch uns erreicht.

Das rechte Fenster zeigt drei Wundergeschichten, wieder von unten: die Stillung des Seesturms (Matthäusevangelium, Kap. 8, die Heilung des Gelähmten (Matthäusevangelium, Kap. 9) und die Auferweckung des Lazarus (Johannesevangelium, Kap. 11). Jesus Christus zeigt sich als Herr der Welt: über Naturgewalten, über Krankheit und über den Tod.

Der rechte Chorraum war ursprünglich Sakramentskapelle. Bei der Renovierung der Kirche entdeckte man eine oberflächlich zugemauerte Altarnische mit einem Spitzbogen, in der ein kleines dreibogiges Fenster eingebaut war. In diesem Fenster, das infolge des abfallenden Geländes draussen auf der Erdhöhe liegt, stand das Ewige Licht. Es leuchtete hinaus auf den Friedhof, der bis ins 16. Jahrhundert um die Kirche herum lag - Licht als Symbol für Jesus Christus, der gesagt hat: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis tappen, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Johannesevang. Kap. 8, 12).

Das Fenster hier stellt das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern dar. Darüber zeigt es den Auferstandenen im strahlenden Licht von Ostern; oben im Dreipass sehen wir Ähre und traube als Zeichen für Brot und Wein bei der Abendmahlsfeier.

An der Südseite des Kirchenschiffs über den Presbyterplätzen ist ein weiteres neugestaltetes Fenster zu sehen: Mit den Symbolen Kreuz, Herz und Anker wird das Wort des Apostels Paulus über Glaube, Liebe und Hoffnung als größte christliche Gaben dargestellt. Zugleich stellt der Anker eine Verbindung zur Ortsgemeinde Enkirch dar, deren Wappenbild der Anker ist.

Dieses ursprüngliche Enkircher Wappen sieht man im gotischen Zwischenge-wölbe des Kirchenschiffes gegenüber den Wappen der Grafschaften Vorder- und Hintersponheim.

An den Wänden der Chorräume befinden sich verschiedene Grabplatten und Epitaphe von in der der Kirche beigesetzten Personen, uner anderem zwei schöne Sandsteingrabplatten von Grafen von Wildberg aus dem 16. Jahrhundert und das Epitaph des Pfälzischen Geheimen Rates Peter Molitor aus dem Jahr 1671.

Der Altar im Zentrum der Chorräume hat Beie aus dem geschnitzten Eichenholz einer alten Kelter, die die Symbole der vier Evangelisten darstellen: der Mensch für Matthäus, der Löwe für Markus, der Stier für Lukas, der Adler für Johannes.

 Im Pfeiler neben dem Altar befindet sich ein gotisches Sakramentshäuschen aus dem Jahr 1478, in dem wie seit Jahrunderten die Geräte für die Abendmahlsfeier aufbewahrt werden. Die alten Enkircher Abendmahlskelche aus dem 15. Jahrhundert sind allerdings aus Sicherheitsgründen nicht in der Kirche untergebracht.

Die Kanzel stammt in ihrer ursprünglichen Form aus dem Jahr 1654. Vor dreissig Jahren musste sie grundlegend restauriert werden, so dass nur noch die Schmuckelemente aus dem ursprünglichen Holz bestehen.

Die ganze Evangelische Kirche ist in ihrem Baukörper und ihren Ausstattungsstücken ein Spiegel der wechselvollen Geschichte des Ortes Enkirch. Über die Zeit der Reformation hinweg, die im Jahr 1557 durch Herzog Friedrich II. von Simmern eingeführt wurde, blieb sie der Mittelpunkt des Ortes und des Lebens seiner Bewohner. Über viele Jahrhunderte ist sie bis heute für viele Menschen ein Ort der Verkündigung und des Gesangs, der Einkehr und der Stille, der Besinnung und des Gebets.

Unsere Kirchengemeinde nennt sich "evangelisch" und will damit hervorheben, dass sie vom Evangelium abhängig ist, also von der Guten Nachricht von Jesus Christus. Bei uns ist Martin Luthers Katechismus in Gebrauch. Wir sind aber eine unierte Gemeinde, in deren Geschichte neben lutherischen auch reformierte Traditionen wirksam sind.

Hoffentlich schenkt Ihnen dieser Raum einen Moment der Ruhe in einer Welt voller Unruhe und Hetze.

Die Kirche ist von Ostern bis einschl. Oktober (außer Montags) täglich von 10.00 - 18.00 Uhr geöffnet!

Evangelische Kirchengemeinde Enkirch

Pfarramt: Sponheimer Str. 54, 56850 Enkirch

Telefon: 06541 / 6406

Weitere Informationen, sowie Gottesdienste unter www.ekir.de/enkirch